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27.09.2017

Nach vier zähen Verhandlungsrunden:

RVO-Kassen in Bayern vergüten physiotherapeutische Leistungen in den nächsten drei Jahren mit knapp 30 % mehr!

Die Verhandlungen waren zäh und nervenaufreibend, alle Parteien mussten ihre Schmerzgrenze mehrfach verschieben und ein Schiedsverfahren stand praktisch schon vor der Tür. Umso erfreulicher, dass sich die bayerischen physiotherapeutischen Berufsverbände PHYSIO-DEUTSCHLAND, IFK, VDB und VPT doch noch am 26.9. mit den Kostenträgern auf einen für alle tragbaren Kompromiss einigen konnten: In den nächsten drei Jahren werden physiotherapeutische Leistungen in Bayern um knapp 30 % besser vergütet. Konkret sieht das Verhandlungsergebnis vor, die Preise ab dem 1.11.2017 strukturell um 9,9 % zu erhöhen (hier profitieren vor allem die Zertifikatspositionen), zum 1.7.2018 linear um 9 % und zum 1.7.2019 ein weiteres Mal linear um 9 %.

HHVG bereitete den Weg

Möglich wurde diese überaus deutliche Preiserhöhung durch das im April in Kraft getretene Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG), mit dem unter anderem die Deckelung der Verhandlungen durch die Grundlohnsummenanbindung für drei Jahre ausgesetzt wird. Mit diesem Gesetz hatte die Politik auf unsere jahrelangen Eingaben bezüglich der prekären finanziellen Situation in unserem Berufsstand reagiert. „Viele erinnern sich vielleicht an unsere Kampagne mit dem plakativen Titel „38,7 % mehr wert.“ Da mussten wir uns teilweise ganz schön was anhören. Von wegen dreist und unrealistisch sei das. Dass wir mit dem aktuellen Verhandlungsergebnis an diesen Wert relativ nah dran kommen, hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen. Aber: Der aktuelle Fachkräftemangel spricht eine deutliche Sprache. Und: Mit unserem PhysioPraX-Gutachten konnten wir belegen, dass wir tatsächlich einen enormen Aufholbedarf haben.“, so Markus Norys, 1. Vorsitzender des LV Bayern.

Schiedsverfahren mit erheblichen Risiken

Auf die Frage, ob man durch ein Schiedsverfahren nicht noch etwas näher an die 38,7 % heran verhandeln hätte können, winkt Norys ab: „Natürlich haben wir das überlegt. Aber letztlich sind wir sehr froh, dass wir diesen Weg nicht einschlagen mussten. Ein Schiedsverfahren birgt etliche Risiken. Erstens dauert es – trotz der Verkürzung durch das HHVG - länger, bis man zu einem Ergebnis kommt. In dieser Zeit gibt es dann auch keine Erhöhungen. Zweitens weiß man natürlich nicht mit Sicherheit, wie ein Schiedsspruch ausgeht. Je höher die Forderungen sind, desto schwerer dürfte sich eine Schiedsperson damit tun, diesen nachzugeben. Und drittens sind Schiedssprüche anfechtbar. Wenn wir z. B davon ausgehen, dass ein Schiedsgericht unseren Forderungen nachkommt, könnte eine Krankenkasse  gegen diesen Schiedsspruch klagen. Solche Verfahren können sich über mehrere Jahre hinziehen. Sollte die Kassen vor Gericht Recht bekommen, müssten die Praxisinhaber die zu viel erhobenen Gebühren zurückbezahlen – und das mit  Zinsen.“

Auch Angestellte profitieren

Neben den Praxisbesitzern in Bayern dürften vor allem auch deren Angestellte von den Gebührenerhöhungen profitieren. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das Gehalt ein wichtiges Argument, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Durch die deutlichen Erhöhungen in den Abrechnungspositionen haben Praxisbesitzer jetzt mehr Spielraum, diese auch an ihre Mitarbeiter weiterzugeben.

Aufruf zur Solidarität

Wie auch schon in den letzten Jahren haben die bayerischen Berufsverbände die Verhandlungen gemeinsam vorbereitet und geführt. Auch das hat mit Sicherheit zum guten Ergebnis beigetragen: „Letztlich sind wir Physiotherapeuten für die Kassen ein eher kleiner Player im Gesundheitswesen. Ein gemeinsamer, starker Auftritt ist hier umso wichtiger. Deshalb gilt unser besonderer Dank allen Mitgliedern, die sich in einem Berufsverband organisieren!“, erklärt Markus Norys. Gleichzeitig ruft er zu mehr Solidarität im Berufsstand auf: „Von der Arbeit, die wir hier im Verband leisten, profitieren alle, egal ob Mitglied oder nicht. Da wäre es doch nur fair, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Werden Sie Mitglied, machen Sie uns stark und wir gewinnen letztlich alle dadurch!“


Alle Unterlagen zu den neuen Preisen sind noch in Bearbeitung. Als freiberufliches Mitglied bekommen Sie diese, sobald sie fertiggestellt sind, umgehend zugeschickt! Außerdem sind die Unterlagen dann jeder Zeit für Sie im Download-Bereich dieser Homepage abrufbar.