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27.02.2019

Fachkräftemangel, Ausbildung und TSVG im Mittelpunkt der Gespräche mit Ministerin Huml

Am Mittwoch den 13.2.2019 bot sich unseren Vorständen Markus Norys und Rüdiger von Esebeck die Gelegenheit, mit der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, direkt über aktuelle berufspolitische Themen zu sprechen. Unter anderem ging es um den Fachkräftemangel. Die beiden PHYSIO-DEUTSCHLAND-Vertreter übergaben der Ministerin die aktuelle Ausgabe der Fachkräfteengpassanalyse sowie die Auswertung des Wartezeitenbarometers. Beide Papiere zeigen, dass sich die ohnehin schon angespannte Situation weiter verschlechtert.  Im Gespräch wurde unter anderem thematisiert, dass der Fachkräftemangel nicht nur verheerende Auswirkungen für die Patientenversorgung hat, sondern auch viele Praxen vor große wirtschaftliche Probleme stellt, da diese aufgrund der fehlenden Mitarbeiter  hohe Mieten trotz leer stehender Behandlungsräume aufbringen müssen.

Desweiteren wurde im Gespräch die Forderung des Verbands nach einer Novellierung der Ausbildung in Richtung Akademisierung erörtert. Markus Norys und Rüdiger von Esebeck machten deutlich, dass sie aufgrund der immer komplexer werdenden Patientenversorgung langfristig keine Alternative zu diesem Weg sehen. Eine mögliche Aufsplittung des Berufsstands in akademisierte und nicht-akademisierte Physiotherapeuten lehnten sie gleichzeitig ausdrücklich ab. Es sei nicht sinnvoll, eine Zwei-Klassen-Physiotherapie zu schaffen. Wesentlich sinnvoller sei ein breiteres Berufsbildungsangebot mit einem größeren Spezialisierungsangebot – ähnlich wie bei den Fachärzten – um adäquat auf den zukünftigen Versorgungsbedarf eingehen zu können.

Im Zusammenhang mit der Ausbildung kam auch die unlängst von ver.di durchgesetzte Ausbildungsvergütung zur Sprache. Die Verbandsvertreter erklärten, dass sie grundsätzlich jede Maßnahme begrüßen, die kurzfristig dazu beiträgt, dem akuten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass durch die momentane Regelung die privaten Schulen benachteiligt würden und hier durch eine Koppelung an das Berufsgesetz ein Gleichgewicht herzustellen sei. Auch bei der praktischen Ausbildung, hier vor allem bei der Regelung der Praxisanleitung in den ambulanten Einrichtungen, mahnten die Verbandsvertreter dringenden Handlungsbedarf an. Rüdiger von Esebeck schilderte anhand seiner eigenen Erfahrungen, wie viel Arbeit eine solche Praxisanleitung erfordere, um sowohl die Sicherheit der Patienten als auch eine qualitativ hochwertige praktische Ausbildung der Schüler zu gewährleisten – eine Arbeit, die in keinster Weise vergütet wird.

Bevor sich die Ministerin wegen eines Aufrufs zur namentlichen Abstimmung im Landtag verabschieden musste, brachte Markus Norys noch den aktuellen Sachstand beim Terminservice- und Versorgungsgesetzes zur Sprache. Insbesondere wies er auf das Problem der Budgetverantwortung im Rahmen der Blankoverordnung hin. Nachdem die Ärzte nach wie vor die Verordnungshoheit behalten sollen, müssten diese in die Budgetverantwortung mit eingebunden werden.

Auch die Erhebung der Rezeptgebühren wird sich im Zusammenhang mit der Blankoverordnung deutlich komplizierter gestalten. Leider konnte dieser Punkt aufgrund der knappen Zeit nicht mehr persönlich mit der Ministerin erörtert werden. Markus Norys übergab Melanie Huml aber noch ein Schreiben zu dieser Problematik, in dem er unter anderem dafür wirbt, dass der Einzug der Rezeptgebühren künftig von den Krankenkassen übernommen werden solle.

Die Ministerin zeigte sich ein weiteres Mal offen und interessiert an den Hintergründen für die aktuellen berufspolitischen Forderungen des Verbands. Sie betonte ihr Verständnis und ihre Bereitschaft zur Unterstützung.